Wenn Rudi der kalten Jahreszeit ausstellen kann, dann macht er das. So hat er mehrmals in Australien und einmal auch in Indien überwintert. Doch wenn es wärmer wird, kehrt er gerne zurück nach Lana. Er liebt das Frühjahr und den Sommer und schaut Pflanzen gerne beim Wachsen zu. „Im Frühjahr und Frühsommer tut sich da besonders viel.“
In seinem etwa 1.500 m² großen Garten wachsen nicht nur rund 350 Apfelsorten, süße, saure, knackige, mürbe, mehlige, rostbraune, gelbe, rote – sondern auch über 300 Chili-, 70 Tomaten- und etwa 40 Feigensorten. „Für mich ist Gartenarbeit ein idealer Ausgleich zur akademischen Arbeit“, sagt der Wirtschaftsprofessor, der auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik und der experimentellen Wirtschaftsforschung zu den führenden Köpfen zählt. Seinem Garten widmet sich Rudi Kerschbamer fast mit derselben Passion wie der Wissenschaft.
Zunächst ist er der Apfelleidenschaft verfallen. Dann ist sein Interesse für Paradeiser dazugekommen. Pfirsiche, Zwetschgen, Marillen und Feigen folgten. Und vor rund 20 Jahren ist eine heiße Liebe für Chilis entflammt.
Garten der Vielfalt
Vielfalt statt Einfalt heißt die Devise im Garten von Rudi Kerschbamer. Hier wachsen Chillies in unzähligen Farben, Formen, Größen und Schärfegraden. Unterschiedlichste Apfelsorten – süße, saure, knackige, mürbe, mehlige, rostbraune, gelbe, rote. Daneben Birnen, Zwetschgen, Ringlotten, Kirschen, Marillen, Pfirsiche, Feigen, Indianerbananen, Kiwis, Kaki. Und natürlich Paradeiser in großer Vielfalt. Einfach paradiesisch!
Warum all die Vielfalt?
„Ich weiß nicht, ob es ein Warum braucht. Vermutlich ist es die Passion für die unterschiedlichen Farben und Formen, die verschiedenen Geschmäcker und Texturen, die mich begeistern. Hinzu kommt meine Sammelleidenschaft. Wenn ich irgendwo interessante Apfel-, Paradeiser-, Feigen- oder Chilisorten entdecke, möchte ich diese selbst anbauen. Bei Äpfeln und Feigen reicht dazu ein kleines Reis, bei Tomaten und Chilis tun es ein paar Samen aus einer verspeisten Frucht.“
Im Laufe der Jahre hat Rudi aber auch gelernt, einiges wieder aus dem Sortiment zu nehmen oder zumindest in der Bedeutung zurechtzustutzen. Bei den Äpfeln schneidet er Äste von jenen Sorten zurück, die ihm weniger schmecken, und er behält – der Vielfalt wegen – nur einen Zweig. „Auch die weniger guten Sorten bekommen ihren Platz auf einem Ast. Schließlich wächst auf meinen Bäumen nicht eine Sorte, sondern ganz viele; die allermeisten auf verschiedenen Ästen“, erklärt er.
Bei den Chilis und Paradeisern ergibt sich ohnehin jährlich eine neue Selektion, weil diese jedes Jahr neu ausgesät werden müssen.
„Wenn ich irgendwo interessante Apfel-, Paradeiser-, Feigen- oder Chilisorten entdecke, möchte ich diese selbst anbauen.“
Chilis geben ästhetisch mehr her als Geranien.
Von seinem Schreibtisch aus kann Rudi in die Chili-Vielfalt schauen. Wo bei anderen Leuten Zierpflanzen stehen, stehen bei ihm Chilis in großen Töpfen auf den Balkonen und Terrassen, in Zinkwannen neben den Wegen durch den Garten, in den Beeten und im Gewächshaus. „Im Gegensatz zu Zierpflanzen sind Chilis auch kulinarisch ein Genuss. Es gibt kaum ein Gericht, das man nicht mit Chilis verfeinern könnte“, erzählt der leidenschaftliche Koch. Einen Lieblingschili hat er nicht – vielmehr eine ganze Reihe von Lieblingschilis. „Es gibt Kombinationen, die einfach perfekt passen, und andere, die weniger harmonieren. So gibt es z. B. welche, die sich sehr gut mit Avocados vertragen, andere passen geschmacklich perfekt zu Spaghetti aglio-olio-peperoncino, wieder andere schmecken ausgezeichnet in Kombination mit Schokolade. Es gibt im Grunde für jedes Gericht den richtigen Chili – für die allermeisten Gerichte sogar mehrere richtige“, sagt Herr Kerschbamer. „Auch ästhetisch geben die Chilis mehr her als Geranien und sind außerdem pflegeleichter. Nach dem Einpflanzen brauchen sie im Grunde nur mehr Sonne und Wasser. Regelmäßig Dünger- und Pflanzenschutzgaben bekommen meine Chilis keine. Ein bisschen gut zureden kann man ihnen, wenn einem danach ist“, meint er schmunzelnd.
Ein jährliches Wunder
Bald beginnt der Wirtschaftsprofessor mit der Aussaat der Chilis für die kommende Gartensaison. „Was die Natur aus so einem kleinen Samen oder aus einem Ästchen jedes Jahr aufs Neue hervorbringen kann, begeistert mich immer wieder.“ Selten ist er aus seinen Urlauben ohne ein Reis oder ein paar Samen nach Hause gekommen. Die Feigenbäume rund ums Haus kommen von überall her, manche vom Gardasee oder anderen nahen Destinationen, andere von weiter her, einige sogar aus Australien. „Man steckt ein Stück Holz in die Erde, und es entsteht ein Baum. Das ist doch faszinierend!“, begeistert sich Rudi Kerschbamer.
Die Heimat der Chilis, Südamerika, hat Rudi noch nicht bereist. „Hier möchte ich unbedingt für längere Zeit hin“, sagt er. Vielleicht überwintert er ja im kommenden Jahr dort – wer weiß …
„Im Gegensatz zu Zierpflanzen sind Chilis auch kulinarisch ein Genuss. Es gibt kaum ein Gericht, das man nicht mit Chilis verfeinern könnte“
Südtiroler Gärtnertipp
Alles Chili
Manche sind mild und andere so höllisch scharf, dass sie einem die Tränen in die Augen treiben. Mit ihren bunten Farben und unterschiedlichen Formen sind sie immer auch eine Bereicherung für Balkon und Garten.
Scharfe Früchte
Verantwortlich ist der Stoff Capsaicin. Anhand der Scoville-Scala kann man die Schärfe messen.
Platz an der Sonne
Chilis eignen sich für Balkone und Gärten.
Je mehr Sonne, desto mehr Geschmack entwickeln die Aromapflanzen.
Dekorative Pflanzen
Mit ihren bunten, leuchtenden Farben und besonderen Formen sind Chilis sehr dekorativ. Eine Kombination mit Gemüsepflanzen, Gewürzen und Kräutern ist äußerst passend.
Achtung scharf!
Kinder fühlen sich von den attraktiven Farben angezogen. Ziehen Sie die Pflanzen außerhalb ihrer Reichweite.
Regelmäßig wässern und düngen
Lockeres humoses Substrat verwenden.
Staunässe und Trockenheit vermeiden
Bei Staunässe und Trockenheit werden die Blätter gelb und fallen ab.