„Bonsai? Ist das nicht was für Spießer und alte Leute?“

Bis vor kurzem interessierte sich der 34-Jährige für Vieles, aber nicht für Pflanzen. Mittlerweile hat er aber die Leidenschaft für Bonsais entdeckt. Wir haben Manuel Niederkofler in Sand in Taufers besucht.

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Seine Eltern haben zwar einen Garten, aber Manuel Niederkofler hegte dafür überhaupt kein Interesse. Mittlerweile verbringt er aber unzählige Stunden im Garten: er sät, schneidet, drahtet, formt, düngt und bewässert seine vielen Mini-Bäumchen in Schalen. Gezählt hat Manni sie schon lange nicht mehr, doch „weit über hundert“ werden es mittlerweile sein, schätzt er.

Als er nach dem Abschluss des Wirtschaftsstudiums vor einigen Jahren nach Sand in Taufers übersiedelt, beginnt er den Garten zu planen und anzulegen. Bald schon merkt der kontaktfreudige und gesellige Pusterer, der mittlerweile an der Technologischen Fachoberschule in Bruneck Informatik und Elektronik unterrichtet, welch große Freude ihm dies bereitet. Etwa zum selben Zeitpunkt bekommt er auch seinen ersten Bonsai-Baum geschenkt. Manni beginnt, sich für die Zwergbäume zu interessieren: Das Wort Bonsai kommt aus dem Japanischen und heißt wörtlich übersetzt „Baum in der Schale“. Große Bäume werden möglichst echt in Miniaturform abgebildet.

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Bonsai-Pflege ist Präzisionsarbeit.

„Eine Art Perfektionismus, obwohl ich in anderen Bereichen überhaupt kein Perfektionist bin“, gibt er unumwunden zu. Manchmal arbeitet er vier bis fünf Stunden, um den Baum zu formen. „Die Arbeit mit Bonsais beruhigt mich. Andere Menschen gehen laufen, ich arbeite an Bonsais.“ Mittlerweile ist er Ausschussmitglied im Bonsaiclub Brixen. Hier kann er von erfahrenen Mitgliedern allerhand lernen.

„Die Arbeit mit Bonsais beruhigt mich. Andere Menschen gehen laufen, ich arbeite an Bonsais.“

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Ich liebe Veränderung.

„Es beglückt mich, wenn man das Ergebnis der intensiven Arbeit erkennen kann und der Baum im Laufe der Zeit immer filigraner wird.“ Fachliche Kriterien, die einen guten Baum ausmachen, gibt es wenige, doch im Wesentlichen kommt es auf die Ausstrahlung an. Insbesondere zu Beginn ist es schwierig, das Potential des Baumes zu erkennen, aber im Laufe der Zeit entwickelt man ein Gespür für die Kunst. Manchmal muss Manni den Großteil eines Baumes zurückschneiden, damit sich dieser neu entfalten kann. „Es ist ähnlich wie im Leben: wenn man Altes loslässt, kann Neues wachsen“, resümiert Manni.

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Tägliches Gießen ist Aufwand und Freude gleichermaßen

Dabei genießt er die ersten Sonnenstrahlen und die morgendliche Ruhe. „Durch das Hobby bin ich ruhiger geworden, heimischer, bodenständiger, vielleicht auch zufriedener“, überlegt Manni. „Der Garten hat mich zu einem anderen Menschen gemacht: er zeigt mir, wie vergänglich alles ist und dass man die Zeit nutzen muss.“

„Der Garten hat mich zu einem anderen Menschen gemacht: er zeigt mir, wie vergänglich alles ist und dass man die Zeit nutzen muss.“

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Südtiroler Gärtnertipp

für Bonsais

Idealer Standort

Ein Bonsai liebt den Platz an der Sonne, doch einige Laubbäume sollten im Sommer
vor Nachmittagssonne geschützt werden.

Frostschutz

Mediterrane Pflanzen und einheimische Laubbäume können bis zum ersten Frost im Freien bleiben und dann in einem hellen Winterquartier frostfrei überwintert werden. Einheimische Nadelbäume geschützt im Garten überwintern. Bei tiefen Temperaturen und Wind in einen unbeheizten Raum stellen. Tropische Pflanzen vor Frost schützen. Ein langsames Gewöhnen an die Sonne im Frühsommer ist unabdingbar. Wasser und Nährstoffe müssen stets in ausreichender Menge zugeführt werden.

Substrat

Es empfiehlt sich ein Substrat aus mineralischen Komponenten wie Lava, Bims oder Kies. Wir raten von organischen Stoffen ab, da diese frühzeitig verdichten. Die Substratbestandteile sollten eine angemessene Wasser- und Luftspeicherfähigkeit gewährleisten.

Umtopfen

Wurzeln periodisch beschneiden und das Substrat erneuern.

Pflanzenschutz

Werden alle Kultivierungstechniken optimal umgesetzt, kommt es selten zu Schädlingsbefall. Bei Bedarf Expertenrat einholen.